Gifte

Gifte sind meist körperfremde Stoffe, die den Organismus schädigen oder Funktionsstörungen hervorrufen können. Bei entsprechender Dosis sind sie tödlich.

Das Krankheitsbild einer Vergiftung wird als Intoxikation bezeichnet.

Die meisten akuten Vergiftungen kommen durch Suizid und nach übermäßigem Alkoholkonsum zustande.

Ebenso führen Überdosierungen von Medikamenten und Drogen zur Vergiftung.

Viele Intoxikationen treten auch bei dem unbeabsichtigten Einatmen von Rauchgas oder Kohlenmonoxid ein.

Über den Verdauungstrakt können aber auch Gifte verdorbener oder giftiger Nahrungsmittel aufgenommen werden.

Zu den bekanntesten Giften gehören vermutlich Arsen und Zyankali. Auch Dioxin, Quecksilber und der Fliegenpilz sind für ihre toxische Wirkung bekannt. Auch die Knollenblätterpilze sind berüchtigt.

Quecksilber findet heute bspw. großzügigen Einsatz in Energiesparlampen. Früher war auch der Einsatz von Quecksilber in Fieberthermometern weit verbreitet. Für eine akute Vergiftung mit Todesfolge reichen bereites Mengen von 150 bis 300 mg.

Zyankali führt bei ausreichender Exposition zur Zyankalivergiftung. Tödlich sind hierbei die Salze der Blausäure (Cyanide). Diese blockieren bestimmte Enzyme der Mitochondrien, wodurch es durch Unterbrechung der Zellatmung zur inneren Erstickung kommt.

Die Blausäurevergiftung durch Zyankali wird auch bei beabsichtigter Tötungsabsicht herbeigeführt. Dies kann die Selbst- oder Fremdtötung betreffen. Dabei kann gasförmige Blausäure über die Lunge aufgenommen werden oder der Tod durch Zerbeißen von Blausäure-Kapseln bewirkt werden.

Der Fliegenpilz ist hingegen gar nicht so giftig wie weitläufig angenommen. Für eine tödliche Wirkung wäre eine Aufnahme von etwa einem Kilogramm nötig. Dennoch sollte der Fliegenpilz großzügig gemieden werden, da die darin enthaltene Ibotensäure die Nerven schädigen. Aus der Ibotensäure bilden sich im Fliegenpilz durch eine chemische Reaktion Muscimol. Das Muscimol führt zur Überempfindlichkeit der Sinne, fehlendem Zeitgefühl, motorischen Lähmungen und Muskelkrämpfen. Auch Halluzinationen können auftreten.

Auch wenn der Verzehr von Fliegenpilzen meist nicht tödlich ist, sollte aufgrund möglicher massiver Schädigung durch die Inhaltsstoffe des Fliegenpilzes der Giftnotruf kontaktiert werden.

Für Nürnberg ist bspw. der Giftnotruf unter der Telefonnummer 089/19240 erreichbar. Damit übernimmt eine andere bayrische Stadt auch die Nürnberger Telefonberatung.

Arsen ist ein weiterer extrem toxischer Giftstoff. Dieses giftige Metall kann akute Vergiftungen und langfristige Schäden auslösen. Eine langfristige Akkumulation von Arsen ereignet sich durch den regelmäßigen Verzehr von Reis und Reisprodukten. Arsenvergiftungen sind den meisten aus der Kriminalgeschichte und der Geschichte bekannt. So ging es in die Geschichte als „Erbschaftspulver“ oder „König der Gifte“ ein. Mit seiner Hilfe wurden Könige ermordet und Erbschaften erschlichen.

Gerade das anorganische Arsen gilt als hoch toxisch und krebserregend.

Seine Verbindung Arsenik ist bereits in Konzentrationen von 60 – 170 mg tödlich. Damit gehört Arsen zu den giftigsten chemischen Elementen überhaupt.

Die akute Arsenvergiftung bspw. durch Arbeitsunfälle führt zu folgenden Symptomen:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Zerstörung der Erythrozyten
  • Nierenversagen
  • Ödeme
  • Bauchschmerzen
  • blutiger Durchfall
  • Muskelkrämpfe
  • Schwindel
  • Bewusstseinsstörungen
  • Kreislaufversagen

Die chronische Arsenvergiftung hingegen kommt v. a. durch den regelmäßigen Verzehr von Reis und Reiswaffeln zustande. Die Reispflanze nimmt mehr Arsen aus dem Boden auf als andere Pflanzen.

Eine chronische Arsenbelastung kann mit folgenden Beschwerden einhergehen:

  • Blutarmut
  • Haarausfall
  • Leberfunktionsstörungen
  • Lähmungen
  • Muskelschwund
  • Nierenversagen
  • Nervenentzündungen

Die im Körper ausgelöste Wirkung des Giftstoffes ist abhängig von mehreren Faktoren.

Dazu zählen:

  • Chemischer Struktur (des Gifts)
  • Dosierung (des Gifts)
  • Art der Aufnahme (des Gifts)
  • Verteilung (des Gifts) im Organismus
  • Ort (der Einwirkung)
  • Dauer (der Einwirkung)
  • Häufigkeit (der Einwirkung)
  • Zeit (der Einwirkung)

Körpereigene Entgiftungsmechanismen haben die Entgiftung des Gifts nach der Aufnahme zum Ziel. Sofern die Entgiftung erfolgreich ist, wird das Gift unschädlich gemacht.

Mehrere Faktoren wiederum beeinflussen den Erfolg der körpereigenen Entgiftung des Gifts:

  • Gift-Resistenz
  • Gewöhnung
  • Toleranz
  • Genetische Entgiftungsfähigkeit
  • Aktivität der Entgiftungsenzyme

Die schädlichen Auswirkungen eines Giftstoffes kommen durch ungünstige Stoffwechselbeeinflussungen zustande.

So können Gifte folgende Wirkungen haben:

  • Behinderung des Sauerstofftransports
  • Denaturierung von Eiweißen
  • Zerstörung der Struktur von Membranen
  • Hemmung der Acetylcholin-Esterase
  • Veränderungen an Desoxyribonucleinsäuren

Unterteilt werden Gifte in verschiedene Kategorien:

  • anorganischen Gifte
  • natürlichen Gifte
  • synthetische Gifte
  • Genußgifte

Zu den anorganischen Giften gehören:

  • Arsen
  • Quecksilber
  • Fluoride

Zu den natürlichen Giften gehören Toxine, die von folgenden Organismen hergestellt werden:

  • Bakterien (Bakterientoxine)
  • Algen (Algengifte)
  • Pilzen (Pilzgifte)
  • Tieren (Tiergifte)
  • Pflanzen (Pflanzengifte)

Bei diesen Giften handelt es sich um sog. Wehrgifte und Angriffsgifte. Damit erfüllen diese Toxine ökologische Funktionen.

Zu den synthetischen Giften gehören:

  • chemische Kampfstoffe (Chlor, Kohlenstoffmonoxid, Senfgas, Tränengas, Schwefeldioxid)
  • Waffengifte (Pfeilgifte)

Zu den Genussgiften gehören:

  • Morphin
  • Cocain
  • Koffein
  • Nicotin
  • Alkohol
  • Zucker

Zu den anthropogenen Giftstoffen gehören:

  • Herbizide
  • Insektizide
  • Chlorkohlenwasserstoffe (DDT)
  • Dioxine
  • Feinstaubanteile
  • Kunstdünger
  • Stickoxide
  • Fluorchlorkohlenwasserstoffe, Schädlingsbekämpfung
  • Schwermetalle

Anthropogene Giftstoffe sind Gifte, die vom Menschen gemacht und in die Umwelt eingebracht wurden. Da der biologische Abbau viele Jahre benötigen kann, sind viele dieser menschengemachten Giftstoffe in den Nahrungskreislauf eingezogen.

Manche Substanzen erhalten erst nach Aufnahme in den Organismus ihrer Toxizität. Durch ihre Aufnahme in den Stoffwechsel werden diese Substanzen vom Körper umgebaut. Dabei können giftige Substanzen entstehen. Dieser Vorgang wird Giftung genannt.

Teilweise haben Gifte auch Einzug in die moderne Medizin gefunden. So findet der Fingerhut als giftige Heilpflanze Anwendung als Herzmittel. Fingerhut ist hochgiftig. In der richtigen Dosierung hingegen kann Digitalis bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Herzglykoside steigern die Kraft des Herzens. Gleichzeitig  senken sie die  Herzfrequenz. Auf diese Weise bekommt das Herz mehr Zeit, um kräftig genug zu schlagen.

Glykoside aus der Digitalis-Pflanze weisen hingegen eine enge therapeutischen Breite auf. Damit liegt die Dosierung, die zur erwünschten Wirkung am Herzen führt, ziemlich dicht an einer möglichen toxischen Dosierung. Sofern die Dosierung also etwas zu hoch ist, treten Vergiftungserscheinungen auf. Dazu zählen Übelkeit, Schwindel, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen.

Akute Vergiftungen bedürfen der sofortigen intensivmedizinischen Therapie. Eine akute Vergiftung ist gekennzeichnet durch den Ausfall von Körperfunktionen nach Aufnahme der Substanz.

Jährlich müssen in Deutschland um die 200.000 akute Vergiftungen stationär behandelt werden.

Therapeutisch kann bei einer Vergiftung eingesetzt werden:

  • Gegengift
  • Aktivkohle
  • Abführende Mittel
  • Magenspülungen
  • Darmspülungen
  • provoziertes Erbrechen
  • Blutwäsche
  • Schwermetallausleitung

Teilweise lebensrettend bei einer Vergiftung durch Gifte ist die Identifikation der auslösenden Noxe. Da die Kenntnis um das verursachende Gift eine gezielte Therapie möglich macht, kommt der Identifizierung des Giftes eine entscheidende Rolle zu. Auch absorptionsmindernde Maßnahmen direkt nach Aufnahme des Giftes sind wichtig. Darüber kann gleich die giftige Menge, die letztlich im Körper verteilt wird, verringert werden. Hierbei ist die Aktivkohle hervorzuheben. Empfehlenswert sind hier Dosen von 0,5 bis 1 g je kg Körpergewicht.